Ein Artikel aus „Zürich 2“ vom 27.05.2015

Die Voliere Mythenquai ist als Pflege- und Auffangstation für die Vogelwelt essenziell. Die Kosten haben sich aber verneunfacht. Spender sind deshalb gesucht.

«Zürich 2» hat schon mehrmals über die finanzielle Misere der Voliere am Mythenquai, die einem stetig wachsenden Kostendruck ausgesetzt ist, berichtet. Die exotischen Vögel in der Besucherhalle und in den Aussenvolieren wollen täglich gefüttert werden. Auch die Wildvögel, die täglich zur Versorgung in der Pflegestation landen, bedürfen intensiver Pflege. Das kleine Team um die Volierenpräsidentin arbeitet bis an seine Leistungsgrenzen.

An der GV der Voliere-Gesellschaft Zürich vom 11. Mai wurde die neue Präsidentin, Sylvia Steiger, gewählt. Sie ersetzt Elisabeth Kehl, Präsidentin seit 2004, die sich aber keineswegs aus der Verantwortung stehlen will; sie wird sich fortan mit vollem Einsatz der Pflege der gefiederten Pflegefälle und Gäste widmen und weniger mit der Administration zu tun haben. Es ist mehr als ein Vollzeit-Job, denn speziell im Frühling von April bis Ende Juli ist sie täglich bis zu zwölf Stunden mit den Jungtieren beschäftigt. Das erfordert viel Enthusiasmus und Engagement. Sie, als Geschäftsführerin, arbeitet zusammen mit einem Tierpfleger, der wöchentlich ein bis zwei Tage hilft. Dazu kommen noch Freiwillige für Gottes Lohn.

Viele Arten bedroht

Die Voliere Mythenquai als Pflege- und Auffangstation ist für die Vogelwelt essenziell, denn durch die extremen Eingriffe des Menschen in ihren natürlichen Lebensraum, wie durch die Bebauungen, den Verkehr und die Umgestaltung ganzer Landschaften, sind viele Arten bedroht. Hinzu kommt die Vogelpension, ein ebenso wichtiges und erfolgreiches Angebot. Wer Urlaubspläne hegt, jedoch nicht weiss, wo er seinen Liebling inzwischen unterbringen kann, findet hier die Lösung. Eine Abgabe- und Abholmöglichkeit besteht an 365 Tagen pro Jahr.

Speziell erwähnenswert ist die «Babyklappe», die seit 1957 eingerichtet ist. Es war die erste Klappe überhaupt, die noch lang vor der ersten menschlichen Babyklappe in Einsiedeln zur Verfügung stand. Es gibt viele Gründe, warum die Vögel in die Auffangstation kommen. Einer davon ist, dass Kinder von der Haltung einfach überfordert sind, oder es ist ihnen verleidet, sich mit einem Vogel abzugeben. Sie wollen jetzt vielleicht lieber einen Hund, eine Katze oder was auch immer und sich möglichst schnell des Vogels entledigen.

Momentan logiert die schöne Exotin Gina – ein Orangehaubenkakadu-Weibchen – in der Pension. Diese Kakadus sind stark bedroht, es gibt nur noch rund 100 davon auf der indonesischen Insel Sumba. Gina ist auf der Durchreise, bald fliegt sie weiter nach Teneriffa, wo sie im «Lorenpark» erwartet wird.

Finanzierung steht noch nicht

Was die Kosten betrifft: im Jahr 2000 wurden 200 Vögel in Pflege gebracht, im letzten Jahr bereits 1889. Die Kosten haben sich somit verneunfacht. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Stiftung «Für Tierschutz und Ethik pro Tier» hat der Voliere einen Geschirrspüler geschenkt. Tönt ein bisschen profan, ist aber von grosser Nützlichkeit. Wenn die Fressnäpfe nicht mehr von Hand gespült werden müssen, bleibt mehr Zeit für die Vogelpflege. «Pro Tier» hat übrigens auch drei lustige Kässeli für Spenden gestiftet. Doch was noch wichtiger ist; sie hat dieses Jahr auch einen Käfigumbau finanziert.

Die Finanzierung steht bis heute noch nicht. Ein Teil ist durch den Mitgliederbeitrag der 700 Mitglieder der Gesellschaft gesichert. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Die Präsidentin hat schon diverse Gemeinden rund um den See um Spenden gebeten, bis jetzt leider ohne Erfolg. Auch Stiftungen wurden angeschrieben. «Irgendwie stimmt es traurig, dass unsere Stadt und ihre Bewohner eine so sinnvolle Institution nicht vermehrt unterstützten. Irgendwoher müsste Hilfe kommen, das sollte doch in unserer reichen Stadt möglich sein», so die Präsidentin. Um eventuell Gönner zu werden, macht man einen Spaziergang durch das prächtige Arboretum, geniesst das fröhliche Vogelgezwitscher rund um die Voliere und holt sich im Besucherraum den entsprechenden Einzahlungsschein. Oder überweisen Sie direkt an die ZKB, Postfach, 8010 Zürich zugunsten der Voliere-Gesellschaft Zürich, Mythenquai l, 8002 Zürich, Bankkonto Nr. 1100-0073.719.

Öffnungszeiten Besucherhalle: täglich 10– 12 und 14–16 Uhr. Notfallstation: täglich 7– 12 und 13–16.30 Uhr
Info: info@voliere.ch, Telefon 044 201 05 36

 

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