Ein Artikel aus der Tierwelt / 33 vom 19.08.2011

Elisabeth Kehl ist seit dem Jahr 2004 Präsidentin der Volieren-Gesellschaft Zürich und zugleich Leiterin der Voliere am Mythenquai.

Manchmal wird das Personal der Voliere direkt angefragt, ob es Vögel übernehmen kann. Kürzlich wurden zwei Blaustirnamazonen gebracht. Nun wird ein guter Platz für die Vögel gesucht.

Frau Kehl, aus welchem Grund kommen die Vögel zu Ihnen?

Manchmal rufen uns Leute an und wollen ihre Nachzuchten abgeben, da sie keinen Platz dafür hätten. Immer wieder kommt es auch vor, dass jemand seine Nachzuchten einfach aussetzt, weil sie nicht dem Ideal entsprechen. Auch solche Tiere kommen zu uns.

Was halten Sie davon?

Die Leute sollten vorher überlegen, ob sie geeignete Plätze für ihre Jungvögel haben und nicht einfach mal züchten, um dann kurz darauf vor einem Problem gestellt zu werden.

Sie pflegen auch einheimische Vögel. Wer bringt Ihnen die in Not geratenen Tiere?

Meistens sind es Einwohner und Passanten, oft aber auch die Stadt- und die Seepolizei oder Tierärzte. Der Zoo Zürich verweist Leute, die dort Vögel abgeben wollen, an uns und auch die Vogelwarte Sempach empfiehlt den Leuten zu uns zu kommen.

Kümmern Sie sich um alle Vögel vom Dompfaffen bis zur Rabenkrähe?

Ja, für uns gibt es keine schlechten und guten Vögel. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, allen Vögel die gleiche Aufmerksamkeit und Pflege zu schenken, ungeachtet des Aspekts, ob ein Tier besonders selten oder schön ist oder ob es sich um Vögel handelt, die in grossen Massen auftreten. Nicht alle Menschen verstehen das.

Beraten Sie auch in Sachen Vogelhaltung?

Ja, wir sind oft am Telefon und beraten Menschen, die Fragen betreffend Vogelhaltung haben. Zudem organisieren wir Führungen für Schulklassen.

Hat die Voliere am Mythenquai heute noch eine Berechtigung neben dem Zürcher Zoo?

Ganz klar ja! Gerade die Vögel werden in vielen zoologischen Gärten heute eher stiefmütterlich behandelt. Wir hingegen widmen uns ihnen mit voller Energie. Zudem kümmern wir uns um zahlreiche einheimische Vögel und leisten so einen wichtigen, gemeinnützigen Dienst.

Text: Lars Lepperhoff