Text und Fotos: Elisabeth Kehl, Voliere-Gesellschaft Zürich

Mit diesem Satz erreichen uns viele besorgte Anrufer am Nottelefon der Auffangstation der Voliere am Mythenquai. Wir sind uns aber meist sicher, dass ein Segler gefunden wurde, der aus  den verschiedensten Gründen auf dem Boden gelandet ist.

Da dieser herrliche Vogel die meiste Zeit in der Luft verbringt, ist es uns selten vergönnt, ihn aus der Nähe zu betrachten. Sein stromlinienförmiger Körper mit  seinen langen spitzen Flügeln, sein breiter, leicht gekrümmter, schwarzer Schnabel und seine vier Zehen, die mit langen, scharfen Krallen bestückt sind, lassen diese Verwechslung rasch zu.

Innerhalb der Familie der Segler überschneiden sich die Brutgebiete der Alpen- und Mauersegler am weiträumigsten. Doch der Alpensegler ist erheblich grösser und  durch seine weisse Kehle und Bauchseite gut gekennzeichnet. Er kann eine Körperlänge von bis zu 23cm erreichen und besitzt eine stolze Spannweite von bis zu 58 cm. Mit seinem Gewicht von 76 bis 125 Gramm zählt er zu den grössten Seglern der westlichen Paläarktis.

Mauersegler

Mauersegler

Die europäischen  Alpensegler  (Tachymarptis melba) sind Zugvögel und überwintern im tropischen Afrika. Der Abzug aus dem Winterquartier ist unbekannt, doch treffen in der Schweiz die ersten Vögel meist Ende März ein. Der Haupteinflug erfolgt  jedoch Mitte April. Ihre natürlichen Nistplätze sind geschützte Felswände, Felsgrotten und im Mittelmeerraum auch direkt an Klippen auf Meereshöhe. Vielleicht schon seit der Antike, nutzt die Art auch Gebäude als Schlaf- und Brutplatz, die frei und höher als die umgebenden  Bauten sind. Das Nest besteht aus, in der Luft gesammeltem,  pflanzlichem und künstlichem Material, leider auch viele Plastikteile, die oft den Jungvögeln  zum Verhängnis wird. Dieses Material wird mit Speichel zu einer Schale verklebt, in die sie dann 1-3, ganz selten 4 Eier legen. Beide Elterntiere brüten ca. 20 Tage die Eier aus und versorgen danach ihren Nachwuchs mit Fütterbällen aus Insekten und Spinnen, die sie im Nest hervorwürgen und den Jungen in die Schnäbel geben. Mit etwa  57 Tagen sind sie selbständig und kehren nicht mehr ins Nest zurück. Sie fliegen  auch vor den Altvögel ins Winterquartier zurück und dies, im Gegensatz zum Mauersegler, erst Anfangs September.

Der schnittige, schlanke  Mauersegler hat ein kleineres Zeitfenster für seine Brut, da er schon, je nach Witterung, Ende Juli zurückfliegen muss. Seine Winterquartiere liegen in Afrika, vor allem südlich des Äquators.

Von der ersten Sekunde  nach dem Ausfliegen lebt der ca. 17 cm grosse Vogel fast ein Jahr lang in der Luft. Sein Blut weist ein spezielles Hämoglobin auf, welches die vermehrte Aufnahme von Sauerstoff ermöglicht. Durch diese Eigenschaft können die Segler bis auf 3000 Meter Höhe fliegen.  Genau wie die Alpensegler, suchen sich die Mauersegler  ihre Nahrung und das Nistmaterial in der Luft.

Bei ihren akrobatischen Flugspielen können sie bis zu 200 km/h erreichen. Am auffälligsten sind die geselligen Mauersegler, wenn sie am Abend, in der Nähe ihrer Nistplätze, gruppenweise in rasantem Tempo laut rufend um die Hausecken sausen.

junger Alpensegler

junger Alpensegler

Der Mauersegler (Apus apus ) ist die einzige Seglerart, die in Mitteleuropa eine ausgedehnte Verbreitung aufweist. Doch die grösste besteht aus der Zerstörung ihrer Brutplätze durch Renovationen. Oftmals wissen die Hausbesitzer gar nicht, dass sie fliegende Untermieter haben. Da die Mauersegler ihrer einmal gewählten Bruthöhlen ihr Leben lang treu bleiben, wäre eine Kartierung der Nistplätze im Dorf und somit eine Information an die Hausbesitzer sehr hilfreich.

Wie in diesem Sommer, wenn  die Temperaturen sehr steigen,  kann es vermehrt zu „Abstürzen“ der Jungvögel kommen. Um der Hitze in der Bruthöhle zu entfliehen, krabbeln sie an das Ausflugloch und  werden  dabei  von den nachfolgenden Geschwistern rausgedrängt. Im Gegensatz zu vielen jungen, flüggen Vögeln, sollten Segler, die auf dem Boden gefunden werden, schnellstmöglich an eine Fachstelle gebracht werden. Am allerbesten wäre es natürlich, sie zurück in den Nistkasten zu legen. Auf dem Boden  haben junge Segler keine Überlebenschance  und die Alttiere können sie da auch nicht füttern. Im Jahre 2014 wurden uns von aufmerksamen Mitmenschen 15 Alpensegler und 56 Mauersegler  überbracht, und wir konnten 65 Segler wieder den Lüften übergeben. In diesem heissen Sommer…

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