Ein Artikel aus der NZZ vom 24.01.2013

Finanzielle Not der Voliere Zürich
Immer mehr verletzte Vögel werden an der Voliere am Mythenquai abgegeben – dadurch steigen die Kosten.

Ein Vogel wird verletzt auf der Strasse gefunden. Bringt man diesen zum Tierarzt oder besser zum Wildhüter? Egal, in beiden Fällen kümmert sich die Voliere am Mythenquai um die Pflege. Dort befindet sich die HelpBird-Notfallstation, wo die Tiere durch intensive Pflege und anschliessende Auswilderung wieder den Weg zurück in die Natur finden. Neben der Notfallstation hält die Voliere mehr als 100 exotische Vögel aus über 30 Arten. Jährlich besuchen 50 000 Menschen die Vogelstation.

Existenz gefährdet

In den letzten Jahren ist die Zahl verletzter Vögel, welche abgegeben wurden, stetig gestiegen. «Dies hängt nicht zuletzt mit der zunehmenden Aufmerksamkeit der Menschen gegenüber verletzten Vögeln zusammen», sagt Elisabeth Kehl, Präsidentin der Voliere und gleichzeitig Mitarbeiterin. In der Notfallstation sind allein im letzten Jahr 1637 Wildvögel abgegeben worden – 24 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die steigende Fallzahl treibt die Kosten in die Höhe. Schon Ende 1999 stellte die Stadt wegen grossen Spardrucks die finanzielle Unterstützung ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Löhne der beiden angestellten Tierpfleger finanziert. Durch grosszügige Mitglieder- und Sponsorenbeiträge konnte sich die Vogelpflegestation seither über Wasser halten. Laut einer Studie von Matthias Kestenholz von der Vogelwarte Sempach belaufen sich die jährlichen Aufwendungen auf 250 000 Franken. Diese können durch die Einnahmen nicht mehr vollständig gedeckt werden. So ist die Existenz der Voliere wegen fehlender finanzieller Mittel bedroht.

Hilferuf an die Stadt

«Neben Tierschützern, Wildhütern und Privatpersonen geben auch städtische Institutionen die geretteten und verletzten Vögel in der Voliere ab», sagt Gemeinderat Simon Kälin (gp.) auf Anfrage. Es sei nicht in Ordnung, dass zum Beispiel die Stadtpolizei gerettete Vögel abgebe und sich in Heldenpose fotografieren lasse, dabei aber nichts bezahle. Um den Fortbestand der HelpBird-Pflegestation zu sichern, hat er im März 2012 mit einem Postulat den Stadtrat aufgefordert, ein neues Finanzierungsmodell vorzuschlagen. Die Forderung ist klar: Die Stadt soll sich an einer Finanzierung beteiligen.

Parallel dazu versucht der Zürcher Tierschutz mit den beteiligten Stiftungen und Institutionen eine Lösung zu erarbeiten. «Zuerst muss eine Strategie gefunden werden, wie die zurzeit bestehenden strukturellen Mängel beseitigt werden können», sagt Tierschutz-Geschäftsführer Bernhard Trachsel. Dies solle unter Einbezug der Volieren Seebach und Berg am Irchel geschehen. Sobald ein sinnvoller Vorschlag zur Weiterführung der Volieren zustande komme, könne dieser der Stadt und dem Kanton für eine längerfristige Zusammenarbeit vorgelegt werden.

Text: Aline Martinoli

 

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